BEDARFS- UND RESSOURCENANALYSE
Im ersten Projektjahr wurde eine umfassende Bedarfs- und Ressourcenanalyse begonnen, um die Situation bezüglich des Substanzkonsums bei geflüchteten Menschen in Gemeinschaftsunterkünften vor Ort zu erfassen.
Ziel dieser Studie ist es, die Prävalenz des Substanzkonsums zu erfassen und Einblicke darüber zu erhalten, wie verschiedene Akteur*innen in den Gemeinschaftsunterkünften die Problemlagen, aber auch die bestehenden Ressourcen und Stärken beschreiben.
Diese Bedarfs- und Ressourcenanalyse beinhaltet eine qualitative Befragung verschiedener Akteur*innen durch semi-strukturierte Interviews und eine quantitative Erhebung des Substanzkonsums mit anonymisierten Fragebögen.
Die qualitative Erhebung wurde um Herbst 2020 abgeschlossen und brachte Einblicke in die Perspektiven der verschiedenen relevanten Akteur*innen in Gemeinschaftsunterkünften.
Neben in Gemeinschaftsunterkünften lebenden geflüchteten Menschen wurde eine ehrenamtliche Kraft, sowie Fachkräfte und Führungskräfte der Flüchtlingshilfe in Stuttgart befragt.
Die Interviews mit den geflüchteten Menschen wurden zum Teil von Dolmetscher*innen begleitet.

Durch die Auswertung dieser Befragung konnten die Bausteine des Multi-Präventions-Konzepts bestimmt werden. Zentrale Ergebnisse waren u.a.:
• Der Bedarf für soziale Unterstützung in Bezug auf den Substanzkonsum bei geflüchteten Menschen in Gemeinschaftsunterkünften wurde von den unterschiedlichen Akteur*innen hervorgehoben
• Peer-Angebote und andere sehr niederschwellige und diversitätssensible Angebote, wurden als besonders erfolgsversprechend beschrieben
• Der Bedarf für Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte und einem Bedarf an Vernetzung zwischen unterschiedlichen sozialen und psychologischen Diensten wurde von unterschiedlichen Akteur*innen erkannt
• Unterschiedliche Akteur*innen erwähnten die Substanzen Alkohol und Cannabis im Zusammenhang mit der Zielgruppe und dem Setting besonders häufig
• Die Mehrheit der unterschiedlichen Akteur*innen beschrieb, dass die belastende Situation im Setting und der Ankunftssituation zu einem vermehrten Konsum beiträgt. Es wurde sogar beschrieben, dass der Konsum in Deutschland nach der Ankunft zunimmt.
• Es wurden sowohl Stärken/Resilienz und die Vulnerabilität der geflüchteten Menschen, als auch Risiko- und Schutzfaktoren im Zusammenhang mit dem Projektthema beschrieben
• Es wurde deutlich, dass die Möglichkeiten Selbstwirksamkeit zu erfahren, bei geflüchteten Menschen in Gemeinschaftsunterkünften eingeschränkt sind
Der quantitative Teil der Bedarfs- und Ressourcenanalyse konnte bisher pandemiebedingt noch nicht durchgeführt werden. Geplant ist jedoch, im Rahmen einer Querschnittstudie eine quantitative Einschätzung bzgl. des Substanzkonsums in den Gemeinschaftsunterkünften durchzuführen, sobald die Pandemielage dies zulässt. Mit Hilfe von anonymisierten Fragebögen werden mindestens 150 Personen (Bewohner*innen in Gemeinschaftsunterkünften) zu ihrem Substanzkonsum befragt. Die Fragebögen werden in unterschiedlichen Sprachen zur Verfügung stehen. Für weitere Informationen hierzu klicken Sie hier.
Ziel der Bedarfs- und Ressourcenanalyse ist es, Erkenntnisse zu gewinnen, auf deren Basis die inhaltlichen Eckpunkte und Anforderungen an das umfassende Multi-Komponenten-Präventionskonzept für das Setting der Gemeinschaftsunterkünfte bestimmt werden kann. Auf Grundlage dessen, wird das Konzept dann gemeinsam mit den relevanten Akteur*innen des Settings erarbeitet und ausgestaltet (Siehe Informationen zu Entwicklung).